Was ist HD und was wird dagegen unternommen?

 

 

Die Hüftdysplasie (HD) ist ein genetisch bedingtes Leiden, d.h. die Veranlagung zu ihrer Entstehung ist bereits bei der Geburt vorhanden. Sie entwickelt sich aber erst während der Wachstumsphase des Skeletts.

In dieser Zeit können äußere Einflüsse den Grad der Ausprägung der erblichen Veranlagungen beeinflussen. Diese wären z. B. falsche oder Mangel-Ernährung, Krankheit oder falsche, zu wenig oder zu viel Bewegung (Treppensteigen, Sprünge oder gar Fahrradfahren).

Das gilt für zahlreiche körperliche (morphologische) und funktionelle (physiologische) Merkmale der Tiere und des Menschen, die durch mehrere Gene beeinflusst werden (sogenannte polygene Merkmale, multifaktorielle Merkmale).

Die optimale Ernährung ist eine Voraussetzung dafür, dass das genetisch festgelegte Wachstumspotential realisiert wird.

 

Mehrere Gen-Paare sind an der Ausprägung des Merkmals HD beteiligt. Daher gelten hier nicht die allseits bekannten Mendelschen Erbregeln, sondern Gesetzmäßigkeiten der Populationsgenetik.

Generell sind alle mittelgroßen Hunderassen von HD betroffen. Der Grad der Verbreitung ist bei den Hunderassen verschieden und weist innerhalb einer Rasse Unterschiede zwischen Hundepopulationen verschiedener Regionen und Länder auf.


In mehreren Zuchtvereinen konnte die Häufigkeit der HD durch intensive und geduldige Zuchtarbeit deutlich gesenkt werden; so auch beim Deutschen Schäferhund.

Der Umstand, dass HD auch bei mittelgroßen und kleinen Hunden wie Spaniel und Beagle nicht selten ist, ist zu einen ein deutlicher Hinweis dafür, dass starkes Körperwachstum nicht als wesentlicher oder gar alleiniger Faktor für die Entstehung der HD angesehen werden darf. Zum anderen dürfte aber nachvollziehbar sein, dass ein Skelettsystem, das sehr rasch (zu rasch) wächst, störanfälliger sein kann als ein Skelett, bei dem die Wachstumsgeschwindig-keit, Stoffwechselintensität und Belastung durch Körpermasse und Bewegungsleistung harmonisch aufeinander abgestimmt sind.


Inzwischen ist erwiesen, dass sich zu energiereiche und eiweißreiche Fütterung bei Hunden großer Rassen nachweislich negativ auf den Ausprägungsgrad der HD-Veranlagung auswirkt.

Ebenso wirkt sich übermäßige und zu früh begonnene körperliche Arbeit negativ auf die degenerativen Prozesse an dysplastischen Gelenken aus.

 

 

Für das Verständnis der Entwicklung der HD ist folgendes wichtig:

Das Skelett des neugeborenen Welpen ist  nicht in  allen Teilen knöchern ausgebildet. Es besteht in wichtigen Bereichen noch aus Knorpel, der erst bis zum Abschluss des Wachstums abgebaut und durch Knochen ersetzt wird.

Besonders wichtig sind die Wachstumsfugen (Epiphysenfugen), in denen das Längenwachstum der langen Röhrenknochen erfolgt.

An der Bildung der Hüftgelenkpfanne (Acetabulum) sind im wesentlichen drei Knochen beteiligt, die anfangs noch knorpelig verbunden sind: das Darmbein, das Schambein und das Sitzbein.

Dazu kommt noch ein kleiner, zentral gelegener Knochen: das Pfannenbein. Zur Geburt erscheint dieser allerdings in der Regel nicht als isolierter Knochen.

 

Untersuchungen haben ergeben (Köpel1985), dass der vordere Teil  der Gelenkpfanne ebenfalls erst von einer eigenen Knochenanlage gebildet wird. Der Oberschenkelkopf entwickelt sich erst allmählich aus einem eigenen Verknöcherungskern, der über eine Epiphysenfuge mit dem Oberschenkelhals verbunden ist. In dieser Fuge findet das Längenwachstum des Oberschenkelhalses statt. Der Kern des Kopfes sitzt dem Hals kappenartig auf.

Über längere Zeit findet außerdem ein Wachstum des Knochenkerns des Kopfes in Richtung Hüftgelenkfläche statt, bis schließlich nur noch der Gelenkknorpel des Oberschenkelkopfes erhalten bleibt.

 

 

HD Bekämpfung im SV

Der SV hat als erster Rassehundzuchtvereinbereits 1966 Initiativen zur planmäßigen Bekämpfung der HD ergriffen und für die Zuchtzulassung eine HD-Kontrolle vorgeschaltet.


So wurde ein Verfahren entwickelt, bei dem Züchter, Tierärzte und das Zuchtbuchamt des SV zusammenarbeiten. Nur Schäferhunde, bei denen im Verfahren keine Auffälligkeiten festgestellt werden, erhalten den begehrten "a"-Stempel in der Ahnentafel. Dazu muss der Schäferhund im Alter von mindestens 12 Monaten geröntgt werden. Über die Zuerkennung entscheidet letztlich die zentrale Begutachtungsstelle des SV.


Mit Hilfe dieses Verfahrens konnte der SV den Anteil der Hüftgelenksdysplasie bei untersuchten Deutschen Schäferhunden im Zeitraum seit 1966 von seinerzeit rund 26 % auf heute nur noch 5 bis 6 % senken! Damit stellt der Verein für Deutsche Schäferhunde (SV) zum wiederholten Mal seine Kompetenz und seine Verantwortung zum Wohl des Deutschen Schäferhundes deutlich unter Beweis.


Dank ausgereifter Datenverarbeitungstechniken kann nun für jeden Hund ein spezifischer Zuchtwert für HD berechnet werden. Die hieraus resultierende „strategische Paarung" hat nicht mehr das einzelne Tier im Mittelpunkt der Abschätzung des Krankheitsrisikos, sondern die gesamte Population, also Geschwister, Nachkommen und Elterntiere.

HD-Zuchtwerte über 100 erhöhen das Risiko der HD-Vererbung, Werte unter 100 vermindern die Gefahr.

Mit diesem Verfahren lassen sich Anlageträger noch genauer herausfinden, so dass die gefürchtete Hüftgelenksdysplasie hoffentlich schon bald der Vergangenheit angehören wird!