Welpentest 2
Auch wenn man inzwischen herausfinden konnte, dass aus sog. Welpentests eben nicht alle möglichen Wesenszüge eines Hundes herauszulesen oder auszuschließen sind, spricht natürlich nichts dagegen einen Welpentest durchzuführen.
Testen Sie Ihren Welpen allein – keine Wurfgeschwister dabei, keine Mutterhündin dabei.
Testen Sie den Welpen auch ohne unmittelbare Anwesenheit des Züchters, er ist ein bekannter Parameter für den Welpen.
Bedenken Sie, dass diese kleinen Tiere schnell müde werden. Ggf. teilen Sie Ihre Testreihe in mehrere Phasen oder auf mehrere Termine auf.
-1- Kommen
Spielen Sie kurz mit dem Welpen und entfernen Sie sich wortlos wenige Meter. Folgt Ihnen der kleine Welpe, ohne dass Sie ihn aktiv locken müssen, so scheint er Ihnen zugetan und anhänglich. Wendet er sich sofort anderen Dingen zu, scheint er recht eigenständig zu sein.
-2- Apportieren
Machen Sie den Welpen im Spiel auf einen kleinen leichten Gegenstand aufmerksam und werfen ihn einen guten Meter weit weg. Interessiert der Gegenstand nicht oder läuft er hin und bringt Ihnen den Gegenstand? Man kann daraus schließen, ob dieser Hund bestrebt sein wird, Ihnen Freude zu bereiten oder ob Sie uninteressant/unwichtig für ihn sind.
-3- Herbeilocken
Lassen Sie den Welpen von einer Person kurz halten und entfernen Sie sich 2 bis 3 Meter. Locken Sie ihn dann mit Bewegung und heller fröhlicher Stimme zu sich. Kommt er er zielsicher mit sicherer Kopf- und Körperhaltung auf Sie zu oder zeigt er Angst und Unsicherheit und weicht womöglich vor Ihnen aus? Schließen Sie daraus, ob Sie einen kontaktfreudigen oder einen ängstlichen Hund vor sich haben.
Erweitern Sie die Übung, indem die erste Person nun den Welpen zu sich lockt, während Sie ganz still verharren. Bedenken Sie dabei, dass 3 Meter für einen kleinen Welpen schon eine ordentliche Strecke sind!
-4- Pfotendruck
Drücken Sie sanft seine Pfötchen. Setzen Sie das Hündchen auf den Boden und halten Sie seine Vorderpfoten fest, danach seine hinteren Pfoten. Halten Sie ihn für maximal eine Minute, aber tun Sie ihm nicht weh. Lässt er sich das friedlich gefallen, wird sich der Hund auch später z. B. beim Tierarzt einiges gefallen lassen. Zeigt der Welpe ganz deutlich Angst und reagiert er panisch, werden Sie viel Mühe und Arbeit investieren müssen. Diese Übung können Sie erweitern, indem Sie ebenso sanft für einige Sekunden seine Ohren anfassen und untersuchen und/oder seine Rute anfassen und untersuchen.
-5- Rückenlage
Rollen Sie den Welpen im Spiel auf seinen Rücken und reiben Sie sein Bäuchlein. Lässt er sich so mind. 2 Minuten halten? Beißt er oder lässt er Sie gewähren? Wenig Gegenwehr lässt auf wenig Dominanzstreben schließen.
-6- Lärm
Übertreiben Sie es auch hier bitte nicht! Lassen Sie in der Nähe unvermittelt einen Gegenstand fallen, der ein Geräusch erzeugt, z. B. ein Schlüsselbund. Beruhigt sich der Welpe schnell wieder oder dauert es länger oder fängt er sogar an zu schreien? Ein Welpe, der sich schnell wieder beruhigt, wird später kaum Probleme mit unbekannten Umweltreizen haben. Wird der Gegenstand sofort in Augenschein genommen, können Sie sich noch sicherer sein.
-7- Bewegtes Objekt
Nehmen Sie einen (nicht zu großen) Ball und rollen diesen vom Welpen weg. Rennt der Welpe sofort hinterher? Ist er dabei schnell oder vorsichtig? Nimmt er den Ball ins Maul oder ist er davon beeindruckt? Schließen Sie daraus die Spielfreude und die Arbeitsbereitschaft, die Ihnen dieser Hund entgegenbringen aber auch abfordern wird.
Erweitern Sie diese Übung, indem Sie einen kleinen leichten Gegenstand mit einer Schnur von dem Welpen weg vor ihm her ziehen. Rennt der Welpe mit vollem Körpereinsatz hinterher und nimmt er den Gegenstand in den Fang, dann wird Ihnen dieser Hund später viel Spiel- und Arbeitsfreude entgegenbringen aber auch abfordern.
-8- Raum untersuchen
Tragen Sie den Welpen in einen ihm nicht bekannten Raum und lassen Sie ihn allein gewähren. Geht er in entspannter Körperhaltung und sicher auf Erkundungstour oder zeigt er deutliche Angstsignale? Dieses Verhalten deutet auf spätere Reaktionen in unbekannter Umgebung hin.
-9- Unterordnungsbereitschaft
Halten Sie den Welpen 15 Sekunden mit ausgestreckten Armen wortlos vor sich. Bleibt er ruhig und protestiert er nicht, zeigt er Vertrauen in Sie und einen gefügigen Charakter. Wenn er zappelt, jault und protestiert, zeigt er, dass er nicht bereits ist, alle Gegebenheit hinzunehmen und sich unterzuordnen.
-10- Problemlösungsverhalten
Versperren Sie dem Welpen den Weg zum Futter, das Sie ihm angeboten haben und beobachten Sie sein Verhalten. Ein Welpe, der versucht, an sein Futter heranzukommen, wird auch später Problemlösungsstrategien finden. Er wird im Alltag versuchen, Ihre Wünsche zu verstehen und umzusetzen. Helfen Sie dem Welpen nicht! Sie erziehen ihn dann dazu, dass Sie alle Probleme für ihn lösen.
Wiederholen Sie diese Übung sogleich. Hat sich der Welpe den Lösungsweg gemerkt, zeugt das für eine schnelle Auffassungsgabe.
-11- Konzentrationsfähigkeit
Diese Übung sollten Sie nicht durchführen, wenn der Welpe müde ist. Stellen Sie dem Welpen einen Gegenstand hin, in den er weder hineinbeißen kann noch wegstoßen kann und beobachten Sie ihn. Wie lange schaut er den Gegenstand an, ohne sich ablenken zu lassen? 5 Sekunden wären schon großartig und zeugen von Neugier guten Arbeitsfähigkeiten.
-12- Wie ist das Verhalten des Welpen innerhalb des Wurfs?
Ist er stolz und aufgerichtet oder hält er seinen Kopf niedrig, als wenn er ein wenig traurig wäre?
Hunde mit einem höheren Dominanzlevel nähern sich ihren Geschwistern aufgerichtet und stolz, mit gespitzten Ohren. Das sieht sehr liebenswert aus, aber man sollte wissen, dass ein dominierender Hund eine aufmerksamere und konsequentere Erziehung bedarf.
Ein unterwürfiger Hund hält seinen Kopf gesenkt und wird generell versuchen, sich kleiner zu machen. Unterwürfige Hunde kann man leichter lenken und wenn Sie nicht so erfahren im Umgang mit Hunden sind und noch nicht wissen, wie man der Rudelführer wird, sollten Sie sich eher für einen unterwürfigen Hund entscheiden.
Dieser im Summenzug recht umfangreiche Welpentest kann Ihnen schon einige Anhaltspunkte sowohl über das Wesen „Ihres“ Welpen als auch über die verantwortungsvolle Vorbereitung durch "ihren" Züchter geben.
Sie haben den kleinen Hund während des Tests berührt, festgehalten und auch noch an ihm herumgezogen. Ein Hund mit einem sicheren Wesen lässt sich das gefallen.
Ist der Welpe manchmal ein wenig widerstrebend gewesen, sollte er versucht haben Sie zu beißen, dann bedeutet das nicht, dass der Hund kein sicheres Wesen hat. Es ist aber ein deutlicher Hinweis darauf, dass der Hund kein ängstliches Tier ist und danach sucht, für ihn neue oder problematische Situationen zu lösen.
Besprechen Sie nach dem Test Ihre Eindrücke mit dem Züchter.
Ein verantwortungsbewusster Züchter wird Sie auf jeden Fall weitergehend beraten.