Als Fährte bezeichnet man die von einem sich bewegenden Individuum hinterlassenen sichtbaren und riechbaren Spuren.
# Sichtbare Spuren können vor allem sichtbare Abdrücke im Boden (Trittsiegel/-spuren) sein oder
Lageveränderung der Vegetation (z.B. Gras ist auf er Spur sichtbar in einer Richtung gestreift)
# Riechbare Spuren können der Individualgeruch des Individuums, Bodenverletzungen und daraus
entstehender Geruch biochemischer Prozesse sowie ggf. zusätzliche Gerüche von Flüssigkeiten sein.
+ Vom Individuum (Mensch, Tier) fallen ununterbrochen Hautschuppen, Haare oder Kleiderfasern ab.
Körperpflegemittel und Schweiß hinterlassen ebenfalls eine ständige Geruchsspur. Tiere können
darüber hinaus von Duftdrüsen z.B. zwischen den Klauen Körperflüssigkeiten absondern. Dieser
Individualgeruch kann zudem mehrere Informationen bereithalten: lief das Tier/der Mensch unter
Stress? Wie alt ist die Fährte? Ist das Individuum bekannt oder unbekannt? Welches Tier hinterließ
eine Spur – ist es gesund, krank oder tot? uvm.
+ Bodenverletzungs- und Gärungsgeruch entsteht, wenn durch Tritt Pflanzen und Mikroorganismen im
Boden verletzt werden. Der Boden wird an der Stelle des Trittes verdichtet – biochemische Prozesse
laufen dann ab, die dadurch zu einer Änderung des Geruches führen. Direkt nach der Boden-
verletzung beginnt ein biochemischer Prozess (Gärung): organische Tier-(Mikroorganismen) und
Pflanzenmaterialien werden langsam zersetzt, wodurch bestimmte Gase freigesetzt werden. Diese
Gerüche nennt man Bodenverletzungsgeruch.
Die klassische Fährtenarbeit in der Gebrauchshundeausbil- dung ist die Suche (Ausarbeitung) menschlicher Trittspuren.
Der Hund soll die Fährte, die ein Mensch hinterlassen hat, verfolgen. Es ist unerheblich ob er den Menschen findet oder nicht – im Sport nicht.
Diese klassische Arbeit entstammt dem Diensthundewesen, wird heute hauptsächlich als Sport betrieben und im Rahmen der IPO-Prüfungen (früher Schutzhundeprüfung) gefordert.
Die Fährte besteht aus dem Individualgeruch des Fährten- legers (Mensch) und seiner Trittspuren. Der klassische Fährtenarbeiter legt viel Wert auf den Bodenverletzungs- und Gärungsgeruch und arbeitet die Fährten möglichst „kalt“.
Entgegen früher üblicher Denkweisen wissen wir heute, dass die Hunde in der klassischen Fährtenarbeit nicht ausschließ- lich nach der Bodenverletzung ausarbeiten. Der Individualgeruch des Fährtenlegers bleibt ebenfalls lange auf der Fährte liegen und ist daher aus der klassischen Fährtenarbeit nicht auszugrenzen.
Allerdings ist zu beachten, dass die Individualspur bei der Entstehung der Fährte vom Wind abgedriftet werden kann und so neben der mechanischen Spur liegen könnte. Der Hund sollte bei der Fährtenarbeit der mechanischen verursachten Trittspur aus Bodenverletzung und Gärungsgeruch folgen.
Bei der klassischen Fährtenarbeit wird von dem Hund ein ruhiges, konzentriertes und genaues Suchen mit gleich- bleibender Geschwindigkeit erwartet. Der Hund arbeitet sozusagen Trittsiegel für Trittsiegel aus - Abweichungen des Hundes im 20cm-Bereich werden bei korrekter Ausführung nicht toleriert.
Man muss dabei berücksichtigen, dass diese Art des Suchens nicht der Natur des Hundes entspricht. Der Hund würde eine Fährte ganz sicher auch am Boden aufnehmen, ihr dann aber zweifelsfrei auch mit halbhoher Nase und zeitweise offenem Fang folgen. Er würde bei sicherer Witterung ganz sicher abkürzen und auch das Tempo variieren.
Mensch und Hund müssen also auf der Fährte ein Team bilden, dass durch Vertrauen und Freude an der gemein- samen Arbeit (Jagd) verbunden ist. Der Hund arbeitet vorn und der Hundeführer an einer 10-Meter-Leine hinten.
Als Zusatzaufgabe werden vom Fährtenleger Gegenstände aus Holz, Leder, Textil o. ä. "verloren", die der Hund während der Ausarbeitung der Fährte verweisen, d. h. anzeigen, muss.
Das Ende einer Fährte ist i.d.R. nicht definiert. Es kann ein Gegenstand sein, ein Futtertopf oder der Hund wird aus der Fährte "herausgehoben".
In Prüfungen endet eine Fährte immer mit einem Gegenstand; nur am Ende der Rettungshund-Fährte befindet sich eine Person.
Die auszuarbeitenden Fährten sind je nach Prüfungsstufe in unterschiedlichen Schwierigkeiten anzulegen.
Die IPO 1, Abt. A, ist über 300 Schritte als Eigenfährte mit 2 rechten Winkeln und 2 Eigengegenständen nach 20 min Liegezeit auszuarbeiten, die FH 2 verlangt dann schon die Ausarbeitung von 1.800 Schritt Fremdfährte mit 7 Winkeln und 7 Fremdgegenständen und einer Verleitungsfährte nach 3 Stunden Liegezeit. In der RH2B Fährte hat der Hund den Abgang in einem 900qm Stöberfeld zu finden, dann 2.000 Schritt Fährte mit 8 Richtungswechseln auszuarbeiten, wobei 8 Gegenstände zu verweisen und am Ende die Versteckperson anzuzeigen ist.
Foto: DELTA IPO 1, Abt. A, 92 Pkte SV-DJJM 2013
Fährtenausbildung ist Fleißarbeit für Mensch und Hund.
HZ "Such!" für die Aufnahme von Futter und
Lob für das präzise Suchen.
Schlecht geschnüffelt, hoch geguckt,
eine kleine Maus verschluckt,
einmal leider 'Platz' vergessen,
Gänseblümchen aufgefressen,
fand den Ort nicht, wo gewinkelt,
mehrfach in die Spur gepinkelt,
Hundeführer schlimm genarrt,
zweites Suchobjekt verscharrt,
zwölf Kartoffeln fein sortiert,
toter Maulwurf exhumiert,
Fährtenleinen durchgekaut,
hinter Hasen
abgehaut
,
ich
schwör's
, ich war der “beste Hund“ von allen,
der Richter sagte “Durchgefallen!"