--- Sollte jeder Hundehalter berücksichtigen ---

        

Das machen die unter sich aus!

 von Jennifer Gutmann

 

Neulich bei Wolfens zu Hause…

Familie Wolf geht lustig in Canada spazieren. Mama Wolf, Papa Wolf, Tochter Wolf, Sohnemann Wolf.

Plötzlich, auf einer Lichtung erblicken sie sie. Familie Wolf sieht Familie Wölfchen, ebenfalls bestehend aus Mama Wölfchen, Papa Wölfchen, Tochter Wölfchen, Sohnemann Wölfchen.

Mama und Papa Wolf und Wölfchen setzen sich hin, schauen ihre Kinder an und sagen: „Geht da mal hin und macht das mal unter euch aus…“

Seit Jahren hält sich dieses Gerücht hartnäckig in der Hundewelt. Noch immer gibt es tatsächlich Menschen, die felsenfest davon überzeugt sind, das Hunde irgendwas unter sich klären müssten.

 

Aber haben Sie diese „Experten“ schon mal gefragt, was denn diese Hunde, deren Meinung nach klären? Wenn Sie viel Glück haben, bekommen Sie die Antwort: „Na die Rangordnung! Eben wer der Stärkere ist!“

 

So so!! Die Rangordnung. Das ist ja interessant!

Das würde ich dann mal genauer wissen wollen. Die Fragen, die mir da auf einen Schlag einfallen sind:

1. Wie lange dauert es denn, bis Hunde eine Rangordnung ausbilden?

2. Müssen Hunde sich kloppen um eine Rangordnung auszubilden?

3. Ist immer der stärkere Hunde automatisch der Ranghöchste?

Was mir dazu als Antworten einfällt – mal so in die Tüte gehustet:

Soweit ich informiert bin, führt ein Rudel nicht zwangläufig der stärkste Hund, sondern der Schlauste. In freier Wildbahn, sind das sogar oft die sogenannten B-Typen. Hunde oder Wölfe, die ehr zurückhaltend und vorsichtig sind. Diese haben nämlich oft größere Überlebenschancen, weil sie sich nicht alle Nase lang in Gefahr bringen.

Außerdem ist es so, dass die sogenannte Dominanz nur dann entstehen kann, wenn der rangniedere akzeptiert, dass der vermeintlich ranghöhere freieren Zutritt zu mehr Ressourcen hat. Das schließt aus, dass in einem Kampf, wo einer den anderen zwingt, runterdrückt, draufhaut, umschmeißt und sich knurrend und Zähne fletschend drüber stellt, hier eine einvernehmliche Rangordnung entsteht. Es sei denn, der der unten liegt, akzeptiert dies. Die Frage ist, wie lange. Denn wer will schon einen Chef, der drauf haut?

Ranghohe Hunde zeichnen sich dadurch aus, dass sie schlau sind. Sie kennen gute Jagdgründe, sie kennen die besten Wege, sie bringen ihr Rudel sicher von A nach B und beschützen es, wenn es nötig ist. Man sieht hier ziemlich deutlich, dass es eine sehr verantwortungsvolle und anstrengende Aufgabe ist, ein Rudel zu führen.

 

Aber mal zurück zu unseren beiden Wolfsfamilien. Das Szenario, was wir hier aufgeschrieben habe, ist das, was eigentlich Unwissende immer noch propagieren. Der Mensch = Mama und Papa Wolf, der das Rudel eigentlich führt, schickt seinen Hund, um mit einem wildfremden Hund irgendetwas zu klären. Hier sind so viele Denkfehler drin, dass wir Knoten im Gehirn bekommen, wenn wir nur dadrüber nachdenken.

 

Niemals würden Mama und Papa Wolf eine brenzlige Situation von ihrem Nachwuchs klären lassen. Schwierige Situationen klärt immer der, der das Rudel anführt.

Aber was klären die denn da? Eine Rangordnung?? Sicher nicht.

Wenns hoch kommt, wird hier vielleicht über ein Territorium gestritten. Ein Territorium, welches ja ein Hund so nur in Rudelformation „besitzen“ könnte. Eigentlich darf er es ja freundlicherweise mitbenutzen – es ist nämlich mein Territorium!!

Und da läßt der Mensch seinen „rangniederen Hund“ (übrigens sind das auch die, die ständig auf der Dominanzschiene reiten ala zuerst durch die Tür, der Hund darf nicht auf Sofa und der Mensch muss immer vor dem Hund essen – ne is klar!) ja was denn nun klären??

Rangordnung? Warum? Die leben nicht in einem Rudel. Was gibts da also zu klären?

Selbst wenn, würden sie das nicht so machen, es sei denn, sie wollen sich einfach kloppen.

Ein souveräner Hund hat das nicht nötig! Also verhackstücken die irgendwas anderes: Mein Territorium! Dein Territorium! Meine Leckerchentasche an Herrchens Hose! Deine Leckerchentasche an Herrchens Hose! Mein Herrchen! Dein Herrchen! Die Frage ist, was soll das bringen?

 

Territoriumfrage geklärt? Wie denn? Wäre sie geklärt, würde der andere dieses Territorium in der Form nicht mehr betreten. Blöd, wenn er von seinem Besitzer quasi dazu genötigt wird.

Ressourcenfrage geklärt? Wohl kaum! Oder haben Sie Ihre Leckerchentasche dann schon mal dem Gewinnerbesitzer gegeben oder sind bei dem mit eingezogen? Wozu also das Ganze?

 

Was lernt der Hund in diesen Situationen?

Oh… einiges und sicherlich schneller, wie so manch anderes!

Er lernt, dass man sich auf Herrchen und/oder Frauchen nicht verlassen kann. Die helfen einem nicht, wenn man auf die Hucke bekommt, sondern stehen da und halten Maulaffen feil.

Im Umkehrschluss wird der Hund in Zukunft glauben, dass er alle Situationen zu klären hat. Das macht Spaß an der Leine und auch ohne!

 

Hormonell gesehen, könnte ich mir so einen sogenannten „Gewinner“ trainieren, wenn er tatsächlich oft oder fast ausschließlich gewinnt. Denn in dieser Situation gibts einen Hormoncocktail, der sich gewaschen hat. Lauter Glückshormone und Hormone, die dafür sorgen, dass sich das erlebte schnell verschaltet, somit ist das Verhalten beim nächsten Mal nicht nur schneller abrufbar in entsprechenden Situationen, sondern der Hund will dann auch diese Situationen, weil er ja das geile Gefühl wieder haben will.

Es ist super einen trainierten Gewinner zu haben. Das muss man nur lange genug machen und man kann den nicht mehr mit anderen Hunden zusammen laufen lassen.
Besonders gut klappt das übrigens, wenn man schon einen Welpen hat, der immer wieder andere Hunde platt macht.

 

Und ist Ihnen schon mal aufgefallen, welche Leute das sagen? Das mit dem: Das machen die unter sich aus!?

 

Mir ist noch keiner mit einem puscheligen kleinen Bolonka Zwetna begegnet, der das gerufen hat. Das sind nämlich immer die Leute, die genau wissen, dass die Wahrscheinlichkeit gering ist, dass ihr eigener Hund etwas abbekommt!

Im Übrigen sind es fast immer die Leute, die schon seit 60 Jahren Hunde haben – blöd, wenn man so viel Zeit hatte, aber doch nichts dazu gelernt hat!

 

Was also tun?

Rechtlich ist es so, dass jeder, der seinen Hund von der Leine lässt, fahrlässig handelt.

Ein Tier bleibt ein Tier und niemand kann immer zu 100% vorher sagen, was es tut. Das bedeutet, dass die Wahrscheinlichkeit, dass Sie im Recht sind, wenn Ihr Hund an der Leine ist, sehr hoch ist.

Niemand kann Sie zwingen, dass Sie Ihren Hund an einen fremden Hund heranlassen oder umgekehrt und noch mehr. Was wenn Sie Angst hatten? Um sich, um Ihren Hund?

Und grade bei dem Spruch: „Das klären die unter sich!“ sollte man Angst haben. Sie dürfen sich, Ihre Unversehrtheit, Ihren Hund und dessen Unversehrtheit verteidigen. Das nennt man Gefahrenabwehr bzw. Notwehr und dieses Recht haben Sie. Sie dürfen alles benutzen, was Ihnen zur Verfügung steht und angemessen ist.

Im Übrigen ist es so, dass Ordnungsämter mittlerweile kein Auge mehr zudrücken, wenn Anzeige erstattet wird, weil Sie von einem möglicherweise gefährlichen Hund angegriffen wurden.

 

Tipp:

Was vorab immer hilft ist, wenn der Hund eine schicke (imaginäre) ansteckende Krankheit hat. Pilz ist immer schick! Gegen den kann man nicht impfen, der ist auch auf den Menschen übertragbar und es daaauuuuert, bis der weg ist. Niemand will Pilz! Versuchen Sie es mal. Grade die Unbelehrbaren bekommt man immer mit: „Kontakt?? Oh, ich weiß nicht. Meine hat nen ansteckenden Hautpilz und soll keinen Kontakt zu anderen Hunden haben. Wollen sie das wirklich? Ich hatte den auch. Hat acht Wochen gedauert, den wieder los zu werden. Das hat gejuckt wie Hölle sag ich ihnen!“

 

Denn eines können wir Ihnen fast schon versprechen: Diskutieren bringt da nichts!!

Also, wenn Sie mal wieder jemandem begegnen, der möchte, dass die Hunde irgendwas klären… Sie können versuchen ihn aufzuklären, wenns nichts bringt… PILZ!!!

Verfasserin: Jennifer Gutmann, HVZ CANISTERRA e. V.
www.canisterra.de
Quelle: http://www.canisterra.de/000000a09b13e152f/000000a0b2138203f/index.html